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Geschrieben von Ángel Manuel Rodríguez
Was bedeutet der Ausdruck „Gesetz Christi“?
Der Ausdruck, auf den du dich beziehst, findet sich in 1. Korinther 9,21 (EB) und in Galater 6,2. Wir sollten beide Abschnitte untersuchen.
1. Das Problem: Die Rolle des Gesetzes im Leben des Christen wird nach wie vor diskutiert. Das beruht zum Teil auf der Tatsache, dass Paulus sowohl negativ als auch positiv über das Gesetz schrieb – etwas, das beendet ist, aber durch den Glauben fest steht. Die Diskussion folgt außerdem aus der protestantischen Dichotomie zwischen Gesetz und Evangelium. Infolgedessen wird das „Gesetz Christi“ oft als Bezeichnung für das verstanden, was in der christlichen Kirche an die Stelle des alttestamentlichen Gesetzes trat. Für einige stellt das Gesetz Christi die ethischen und moralischen Lehren Christi dar oder das Gesetz der Liebe, das angeblich an die Stelle des jüdischen Gesetzes getreten ist. Diese Möglichkeiten sind allerdings lediglich gelehrte Vermutungen. Glücklicherweise erkennen viele Neutestamentler, dass die Dichotomie zwischen Glaube/Evangelium und Gesetz nicht von Paulus kommt, etwas, dass Adventisten immer geglaubt und gelehrt haben (vgl. Röm 9,30–32).
2. Galater 6,2: Es ist wahr, dass das „Gesetz Christi“ im Kontext des Abschnitts direkt mit der christlichen Liebe als Erfüllung des Gesetzes verbunden ist (Gal 5,14). In Galater 6,2 wird dieses Prinzip konkret veranschaulicht: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Das bedeutet nicht, dass das Gesetz der Liebe das alttestamentliche Gesetz ersetzt hat, sondern dass das Gesetz wirklich erfüllt wird, wenn der Gehorsam ein Ausdruck der christlichen Liebe ist. Ja, das Prinzip der Liebe fasst das Gesetz zusammen, aber es beseitigt es nicht. Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass die in Galater 5,22–23 aufgeführte Frucht des Geistes auf den Prinzipien des Gesetzes Gottes beruht.
Ein weiterer wichtiger Text in diesem Zusammenhang ist Römer 13,8, wo Paulus den Gedanken wiederholt, dass die Liebe das Gesetz erfüllt, und dann einige der Zehn Gebote zitiert, um zu zeigen, dass sich die Liebe im Gehorsam ihnen gegenüber ausdrückt (Vers 9). Die Tatsache, dass Paulus den Gehorsam gegenüber den Zehn Geboten bekräftigt (z.B. Röm 7,7; Eph 4,28; 5,3–5; 6,1–3; Kol 3,5), zeigt deutlich, dass die Liebe als Zusammenfassung des Gesetzes das Gesetz nicht abschafft.
3. 1. Korinther 9,21: In diesem Abschnitt spricht Paulus über seine Bereitschaft, sich seinen Zuhörern anzupassen, um seine Mission zu erfüllen: „Denen, die ohne Gesetz sind, [bin ich] wie einer ohne Gesetz – obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern unter dem Gesetz Christi –, damit ich die, welche ohne Gesetz sind, gewinne.“ (EB) Paulus setzt Gottes Gesetz im Prinzip mit dem Gesetz Christi gleich! Was bedeutet das? Das „Gesetz Christi“ ist einfach das Gesetz, wie Christus es in seinem Leben gelehrt und veranschaulicht hat (z.B. Mt 5,17–32), nicht das Gesetz, wie es von jüdischen Führern gelehrt wurde. In Christus findet man die wahre Bedeutung des Gesetzes, und in diesem Sinne ist es zum Gesetz Christi geworden (vgl. 2 Kor 3,12–16). Dies ist das Gesetz, das durch den Glauben an seinem rechten Platz eingesetzt wurde (Röm 3,31). Der Gehorsam gegenüber dem Gesetz entspringt der Liebe, nicht dem Versuch, von Gott angenommen zu werden. Christus hat die moralischen Werte des Gesetzes Gottes, wie sie im Alten Testament zu finden sind, nicht beseitigt.